Der Begriff Seminargruppe stammt aus einer Zeit, als einem Hochschulstudium Strukturen und Regeln zugeordnet waren. Jährlich wurde eine bestimmte Anzahl von Studenten für eine Fachrichtung immatrikuliert. Nicht mehr, als die Infrastruktur der Lehreinrichtung verkraftete und nicht mehr, als voraussichtlich Absolventen in der Gesellschaft benötigt wurden. Das sicherte
a) immer einen Platz im Hörsaal, in Seminaren und Praktika und
b) nach dem Abschluß einen Arbeitsplatz.
Diese Studenten eines Jahrganges (Matrikel) und einer Fachrichtung wurden in einer Seminargruppe zusammengefasst. Da die Lehrveranstaltungen weitgehend vorgeschrieben waren, wurden sie in der Regel von den Studenten einer Seminargruppe geschlossen besucht (es sei denn, der eine oder andere blieb auf dem Weg von einer Veranstaltung zur nächsten in einer Kneipe hängen). Im Idealfall bildete sich so eine Gemeinschaft, die auch über 40 Jahre nach der Exmatrikulation noch gemeinsam „Lehrveranstaltungen“ besucht. Denn lehrreich ist es unbestritten, wenn viele Kommilitonen aus ihren langjährigen Erfahrungen in der sozialistischen und der freien Wirtschaft erzählen.